Pioniere

 Tom Müller

 

Endlich drin, im Kaufland.

Eine warme Stimme rieselte von der Decke. When the last eagle flies over the last crumbling mountain / And the last lion roars at the last dusty fountain. Manchmal unterbrach der Mann, der sagte, was ich kaufen sollte. Die Mango für 65 Cent. Sie waren nicht reif, manche auf einer Seite faul, der Saft quoll heraus, glänzte klebrig im Leuchtröhrenlicht. Ich legte sie beiseite, ins Tomatenfach. Es waren so viele und doch keine frische darunter. „Sie.“ „Sie!“ rief eine Mädchenstimme. An einem weißen Kittel, an einem roten Tuch herauf blickte ich in stolze Augen. Ein Pionier, dachte ich und las auf ihrem Namenschild ganz groß: Gutes kann so billig sein! und kleiner: Frau. Da begann sie schon, die Mangos aus dem Tomatenfach wieder zurückzusortieren. Ich wühlte weiter. „Ich kann doch nicht irgendeine nehmen.“

 

Das Licht flackerte, der Gesang reihte Strophe an Strophe. When the last moon is cast / And the future has passed Nur Handgriffe später hatte sie eine gefunden und mir gereicht, „die hier“. Ich mochte den Fleck unter ihrem linken Auge, er war fast ein drittes. Die Mango war herrlich, sie roch nach Madagaskar oder vielleicht Guatemala. Ich hielt sie mir immer wieder an die Nase. Halt, bleib bei mir. Ich trug einst auch ein rotes Tuch. Lass uns zusammen Treue schwören und gereimte Lieder singen. Wieder flackerte das Licht. Draußen war noch immer die Hölle los, vielleicht deshalb. Doch das Lied fuhr fort, bis zum Schluss. Wenn ich nur singen könnte: Its the last unicorn / I’m alive, I’m alive.

 

Kaum beim Speck war ich in Gedanken ganz woanders. Wenn man die Packung aufriss und sich ein paar Würfel rausfischte, war die Welt kurz fast vergessen. Ich schmatzte und schnüffelte den Thymian der Kräuterabteilung in Gedanken an die Liebesgeschichte, die begann: Sie stand vor mir wie ein Broiler, schön braungebrannt und ganz enthaart, einfach dufte....